aktiv / passiv Vortrag

nachhaltige Raumatmosphären abseits technischer Leistungsfähigkeit / 2014

Im Rahmen der ZEBA Fachtagung unter dem Motto „Paradigmen auf dem Prüfstand“ hielt Clemens Wainig am 31.01.2014 seinen Vortrag „Aktiv/Passiv – nachhaltige Raumatmosphären abseits der Aspekte technischer Leistungsfähigkeit“.
Hier ein Auszug aus dem Vortrag:

PARADIGMA
Was ist der Raum eigentlich? Eine technische Konstruktion, ein Werkbericht des Architekten, ein Erlebnis in unserem Kopf, ein Investment, ein Produktionsgut… Woher kommen die in uns definierten Bilder und Erwartungen und was projizieren wir daraus in unsere Zukunft und was sind unsere Erwartungshaltungen?
Ein Paradigmenwechsel frägt danach wie Konzepte neu empfunden und gedacht werden können. In einer komplexen, arbeitsteiligen, High-Tech-Gesellschaft werden die scheinbar klaren Begriffspaare (aktiv/passiv oder leicht/schwer) zu Symbolen.

MYTHEN
„Leicht“ ist neu, schnell, umweltfreundlich und passiv. „Massiv“ ist alt, konventionell, schwer aber zuverlässig und hält länger.

Wir glauben lieber an Mythen als an Fakten. In den letzten Jahren hat sich der Leichtbau über geschicktes Marketing in die Nähe des Klimaaktiven (eigentlich Passiven) gerückt.
Holz gilt als „leicht“ und natürlich. Räumlich wahrnehmbar ist der Unterschied zwischen Holz- oder Massivbauweise meist nicht. Leider sind die meisten Holzbauten im Wohnhausbereich in Wirklichkeit abgedichtete „Plastiksackerl“. Hybridmaterialien und Nachhaltigkeitsverkettungen lassen die Abgrenzung der Begriffe leicht/schwer, aktiv/passiv verschwimmen.
Aus diesen Mythen resultiert die Aussage, dass Nachhaltigkeit eine Jagd nach dem eigenem Schatten ist. In der Realität findet man dann vor dem Haus am Stadtrand mit Passivhaustechnologie den beheiztem Swimmingpool und den SUV in der Garage.

WIRKLICHKEITEN
Das Passivhaus brachte nach dem geometrischen „anything goes“ der 90er wieder eine ingenieurhafte Ernsthaftigkeit zurück in die Architektur. Das Passivhaus in Holzbauweise wird zum neuen Leitbild.
Was blieb davon bis heute? Das Passivhaus ist eine Installationstechnik. Das Holzhaus eine Konstruktionsvariante.

Der Leicht- und Massivbau ist eine Ausführungsvariante. Die technischen Spielarten sind vielleicht technische Wirklichkeiten aber keine räumlichen Realitäten mehr.

KONKLUSIONEN
Wir sind im Begriff unsere Erde eineinhalb mal zu verbrauchen. Wir werden alle erdenklichen Techniken brauchen um uns zu retten. Die weichen ‚social skills‘ sind hierbei jedoch mindestens gleich wichtig wie alle ingenieurhaften Entwicklungen.
Wir nehmen Räume in ihrem Moment, ihrer Zeitlichkeit, ihrer Tragik war. Massiv versus Leicht – was ist die Erfahrung des Raumes, des Momentes? Stellen wir uns die Atmosphäre der Räume, die Intensität des Erlebnisses vor.
Der eigentliche Paradigmenwechsel vollzieht sich in der Verschiebung von Technik zu Wahrnehmung. Vom Realen ins Virtuelle, womit das Erlebte gemeint ist. Wir dürfen den Raum nicht länger nur technisch erklären. Die Unterschiede leicht/schwer oder aktiv/passiv stehen mehr für raumpsychologische Erfahrungen, als für technische Konstruktionen. Die Raumfaktoren für den Nutzer erfahrbar zu machen und auf dessen Bedürfnisse abzustimmen ist wichtiger, als in technischen Kategorien zu denken.

Impressions Event, People & more...
Details

Die ZEBA Fachtagung fand vom 30. bis 31. Jänner 2014 im Messeforum Innsbruck statt.

 
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